Der eine kann dies… – Bericht von Andreas Bangemann

„Wirk­geld statt Würg­geld“ – Der „Regio­nal­geld Schles­wig Holstein e.V.“ feier­te das 10-jähri­ge Jubi­lä­um seines „Kann­Was“

Dr. Frank Schep­ke, Bio-Land­wirt und ehema­li­ger Olym­pia-Gold­me­dail­len­ge­win­ner im Rudern, war 2004 Initia­tor und Mitbe­grün­der des Verei­nes, der bis heute die Regio­nal­wäh­rung für Schles­wig Holstein trägt. 

Ange­tre­ten, um sich für ein besse­res Geld­sys­tem einzu­set­zen, bewies das Team um Frank Schep­ke über 10 Jahre Ausdau­er und Steh­ver­mö­gen. Und so kann heute an 90 Akzep­tanz­stel­len in Schles­wig-Holstein mit Kann­Was-Schei­nen bezahlt werden, die mit aufge­druck­ten regio­na­len Moti­ven darauf hinwei­sen, dass es sich dabei um eine zum Euro komple­men­tä­re Währung für eine Region handelt.

Wie bei den mitt­ler­wei­le in Deutsch­land weit verbrei­te­ten Initia­ti­ven ähnli­cher Art, geht es auch beim Kann­Was in erster Linie um die Stär­kung regio­na­ler Wirt­schafts­kreis­läu­fe. Darüber hinaus eint die Regio­nal­wäh­run­gen der pädago­gi­sche Wert, weil man durch das Mitma­chen viel davon erfährt, wie Währungs­sys­te­me gestal­tet werden können, um dem Menschen in seinem Tun und Wirken zu dienen. Die Quali­tät eines inne­ren Wertes wird dem Regio­nal­geld durch die Tatsa­che verlie­hen, dass es gemein­schafts­bil­dend ist, wie Profes­sor Dr. Wolf­gang Deppert in seinem Vortrag aus Anlass der Jubi­lä­ums­ver­an­stal­tung betonte.

Frank Schep­ke samt Team stell­ten für das Jubi­lä­um ein abwechs­lungs­rei­ches Programm aus Infor­ma­ti­on, Kunst und Kultur zusam­men, das den rund 70 erschie­nen Gästen sicht­lich Freude bereitete.

Vorträ­ge zu Fragen des Geldes und seiner Verfas­sung, wie beispiels­wei­se von Prof. Dr. Wolf­gang Berger wech­sel­ten sich mit solchen von Spezia­lis­ten ab, die Lehr­rei­ches zu Themen, wie Gemein­schafts­gär­ten (Dr. Elisa­beth Meyer-Renschhau­sen) und Terra Preta (Dr. Regula Müller) darbo­ten oder Geschich­ten über das Land­le­ben aus dem bäuer­li­chen Alltag erzähl­ten (Matthi­as Stührwoldt).

Bern­hard Schaef­fer aus Berlin, zeigte unter­stützt durch seine Frau Gelia Lerche auf, wie die Denk­wei­se in der Physik auf Fragen der Syste­ma­tik des Geldes anwend­bar ist. Die „Wirkung“ ist in der Physik eine Größe mit der Dimen­si­on Ener­gie mal Zeit. Dies lasse sich auf den Geld­be­reich über­tra­gen, indem man statt Ener­gie „Geld“ einsetzt. Daraus ergibt sich: Geld mal Zeit gleich Wirkung. Diese im Grunde anstre­bens­wer­te Formel der Geld­wirt­schaft werde jedoch durch die im System veran­ker­te Zins- und Zinses­zins­dy­na­mik ins Zerstö­re­ri­sche verän­dert. Geld mal Zeit mal 1 geteilt durch Zeit (Zins) ist gleich Zinses­zins, ist die Formel, mit der die realen Wert­schöp­fungs­ket­ten im Leben der Menschen in ruinö­se Abhän­gig­keit zu den expo­nen­ti­el­len Wachs­tums­pro­zes­sen einer auf reiner Mathe­ma­tik beru­hen­den Vermeh­rung kommen. Im Laufe der Zeit würden so jegli­che Wert­schöp­fungs­ket­ten und die Krea­tiv­kraft im Menschen auf dem Opfer­stock eines Rendi­te­den­kens regel­recht „abge­würgt.“

Aus erwünsch­ter Wirkung werde so ein speku­la­ti­ves Handeln, das sich in der Spät­pha­se des Systems zu einem mörde­ri­schen Kreis­lauf aufschau­kelt, der zwangs­läu­fig Opfer fordert.

Dass dem so nicht sein müsste, wies Wolf­gang Berger eindrucks­voll nach, in dem er die Wirkung eines „Flie­ßen­den Geldes“ aufzeig­te. Ein Geld, das einzig in seiner Funk­ti­on als Tausch­mit­tel aufgeht, erfül­le die in den Geld­be­reich über­tra­ge­ne Planck­sche Formel. Statt der sich heute zeiti­gen­den Wirkun­gen, die zuneh­mend als bedroh­lich wahr­ge­nom­men werden, können sich jene mensch­li­chen Poten­tia­le entfal­ten, die Prof. Deppert zu der „elemen­ta­ren Lebens­fra­ge“ führen: „Was, von dem, was ich kann oder lernen könnte, kann ich ande­ren weiter­ge­ben, um deren und mein eige­nes Leben reicher und sinn­haf­ter zu machen?“

Die Sinn­stif­tungs­kom­pe­tenz im Menschen werde durch ein Denken unter­gra­ben, das den leis­tungs­lo­sen, speku­la­ti­ven Gewinn über alles andere stellt.

Grund­la­ge der Frei­heit ist letzt­lich jene Selbst­er­kennt­nis, die mit der Frage beginnt, in welcher Hinsicht man für die Gemein­schaft nütz­lich sein kann. 

Falk Münch­bach, auch ein Prot­ago­nist des „Kann­Was“, nannte ein „Flie­ßen­des Geld“ entspre­chend der planck­schen Formel „Wirk­geld“, weil es die sinn­stif­ten­den Tätig­kei­ten frei­setzt und damit gewoll­te Wirkun­gen erzeugt. 

Der Künst­ler und Lyri­ker Volker Viehoff, der mit seiner Gruppe „Rhythm and Lyrics“ die Veran­stal­tung musi­ka­lisch und dich­tend abschloss, entwi­ckel­te daraus den plaka­ti­ven Slogan des Jubi­lä­ums und mögli­cher­wei­se darüber hinaus:
„Wirk­geld statt Würggeld“

Eine rundum geglück­te Tagung liefer­te am Ende den Beweis, dass Ausdau­er belohnt wird. 


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