Über verdiente und unverdiente Einkommen – Maurice Allais

Maurice Allais (1911–2010) wurde 1988 „für seine bahn­bre­chen­den Beiträ­ge zur Theo­rie der Märkte und der effi­zi­en­ten Nutzung von Ressour­cen“ mit dem Wirt­schafts­no­bel­preis ausge­zeich­net., Foto: (CC-BY‑3.0) Studio Harcourt, Paris, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:ALLAIS_PN_Maurice-24x30-2001b.jpg

„Wir müssen die Vertei­lung der Einkom­men über­den­ken nicht nach ihrer abso­lu­ten Höhe für jeden Einzel­nen, sondern nach ihrer Natur.“

„Der Rück­schritt des ökono­mi­schen Denkens
Über das abso­lut funda­men­ta­le Problem der Vertei­lung der Einkom­men in einer Märk­te­wirt­schaft (Allais legt Wert auf den Plural, WH) mit priva­tem Eigen­tum, gibt es zwei­fel­los einen Rück­schritt im ökono­mi­schen Denken der letz­ten drei­ßig Jahre im Vergleich zum frühe­ren Denken. Die Autoren des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahr­hun­derts, maßen der Analy­se der Einkom­men in einer Märk­te­wirt­schaft mit priva­tem Eigen­tum eine große Bedeu­tung bei: Löhne, Grund­ren­ten, reine Zinsen, Gewin­ne, Mono­pol- und Konjunk­tur­ge­win­ne. Die Kriti­ker der Märk­te­wirt­schaft hatten nament­lich die sehr erhel­len­den Konzep­te der „verdien­ten Einkom­men“ und der „unver­dien­ten Einkom­men“ einge­führt. Diese Analy­se ist in der zeit­ge­nös­si­schen Lite­ra­tur zum größ­ten Teil in den Hinter­grund gera­ten, wenn nicht verschwunden.

Es ist in jedem Fall sympto­ma­tisch, dass das fran­zö­si­sche Steu­er­we­sen vom Grund­satz her Löhne wie andere Einkom­mens­quel­len behan­delt. Die Weige­rung oder die Unfä­hig­keit, zwischen den verschie­de­nen Einkom­mens­quel­len zu unter­schei­den, führt zu einer pauscha­len Annah­me oder Ableh­nung der Märk­te­wirt­schaft mit priva­tem Eigen­tum, so wie sie existiert.

… wir müssen die Vertei­lung der Einkom­men über­den­ken nicht nach ihrer abso­lu­ten Höhe für jeden Einzel­nen, sondern nach ihrer Natur; und unter­su­chen, ob es möglich ist oder nicht, dafür zu sorgen, dass die „unver­dien­ten Einkom­men“ einer Märk­te­wirt­schaft entwe­der verschwin­den oder kollek­tiv ange­eig­net werden können, d. h. ob es möglich ist oder nicht, eine frei­heit­li­che Wirt­schaft für einen Sozia­lis­ten akzep­ta­bel zu machen.“

Aus: Maurice Allais, „L‘Impôt sur le Capi­tal et la Réfor­me Moné­tai­re“ („Die Kapi­tal­steu­er und die Geld­re­form“, 1972, S. 20f), Über­set­zung aus dem Fran­zö­si­schen: Walter Hans­chitz-Jandl (WH).

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